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Magere Indizien gegen Fettes

Eines der evidenzbasierten Kriterien ist das Studiendesign. Ausgeschlossen werden danach die zahlreichen epidemiologischen Studien, die sich rein auf Beobachtungen verschiedener Bevölkerungsgruppen berufen. Um also eine „überzeugende Evidenz“ zur Stützung der „Herz-Diät-Hypothese“ zu erstellen, die besagt, dass fettarme Ernährung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schütze, wertete die Forschungsgruppe um Lee Hooper von der Universität Manchester randomisierte klinische Interventions-Studien aus. In Interventionsstudien bekommt eine Gruppe Versuchsteilnehmer eine bestimmte Diät verabreicht und eine vergleichbare Gruppe isst weiter wie bisher. Sie gelten als „Goldstandard der Ernährungsmediziner“ und sind in der Durchführung am kostenintensivsten.

Geprüft wurde der Einfluss einer Reduktion der gesamten Fettzufuhr, der gesättigten Fette oder des Cholesterins oder eine Verlagerung der Fettaufnahme von gesättigten zu ungesättigten Fetten auf die Morbidität und Mortalität von kardiovaskulären Erkrankungen. Anforderungen an das Studien-Design waren darüber hinaus eine adäquate Randomisierung, das Vorhandensein einer Kontrollgruppe sowie eine Mindeststudiendauer von sechs Monaten. Teilnehmer durften nur gesunde Erwachsene sein. Multifaktorielle Interventionen wurden ausgeschlossen. Um Manipulationen durch die Auswahl der einfließenden Studien weitestgehend zu vermeiden, entschieden zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander, welche Untersuchungen nach den Auswahlkriterien in die Meta-Analyse einfließen sollten. Berücksichtigt wurden nur Übereinstimmungen, im Zweifelsfall noch ein dritter Experte zu Rate gezogen.

Die Ergebnisse waren mager: Von den nahezu 17.000 recherchierten Studien der letzten 35 Jahre hielten gerade einmal 27 den Auswahlkriterien stand. Ein minimaler Schutzeffekt zeigte sich lediglich bei Studien mit einer Dauer von mehr als zwei Jahren. Insgesamt resümierten die Forscher: „Trotz jahrzehntelanger Bemühungen und Tausender ausgewählter Versuchspersonen gibt es bis heute nur eine sehr begrenzte und nicht überzeugende Evidenz dafür, dass die veränderte Gesamtfettaufnahme oder die Änderung des Gehaltes an gesättigten, einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fetten die Morbidität und Mortalität kardiovaskulärer Erkrankungen beeinflusst”